Selten ist die Weihnachtszeit jene besinnliche Phase des Jahres, auf die wir uns ab September freuen. Im Gegenteil: Je näher die Feiertage rücken, desto schneller scheint die Zeit zu fliegen. Plätzchen backen, Geschenke kaufen, Freunde treffen und all das während der 40-Stunden-Woche: Meist ist unser Terminkalender vor Weihnachten praller gefüllt als während des gesamten restlichen Jahres.

 

Das sorgt oftmals dafür, dass der Alltagsmodus jegliche Weihnachtserholung nicht nur unmöglich macht, sondern sie regelrecht torpediert. Hektik, Druck und Anspannung nehmen dann überhand und spielen den Geist der Weihnacht gekonnt aus. Selten nehmen wir uns während des Weihnachtsstresses eine Auszeit.

 

Weihnachten im Zeitraffer

 

Dabei wusste schon Einstein, dass Zeit relativ ist. So hängt es psychologisch betrachtet von unserem subjektiven Gefühl ab, ob Zeit schnell oder langsam vergeht. Die Faustregel: Je mehr neue Dinge auf uns einprasseln und je stärker wir uns emotional daran beteiligen, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen.

 

Es muss allerdings unterschieden werden, und zwar zwischen der

 

gegenwärtigen Zeitwahrnehmung und dem Erleben derselben Zeitspanne in der Retrospektive. So kann es durchaus sein, dass wir den Moment in der Gegenwart als hektisch empfinden und die Zeit nur so rennt, während wir zu einem späteren Zeitpunkt der Meinung sind, die Situation hätte länger angedauert.

 

Emotionaler Overload des Jahres

 

Das funktioniert auch umgekehrt. Sitzen viele Arbeitnehmer ihren 8-Stunden-Tag gelangweilt ab und zählen die Minuten herunter, erscheint es ihnen einige Monate danach so, als wäre überhaupt nichts passiert.

 

Dieses Phänomen lässt sich selbstverständlich auch auf die Weihnachtszeit übertragen. Sinnesreize an jeder Ecke, große Menschenmengen, der emotionale Overload des Jahres: Die Festtage sind ein sehr intensiver Zeitraum, der innerhalb weniger Tage über die Bühne geht. Dadurch entwickeln wir einen Tunnelblick, der Moment huscht vorbei, und trotzdem erinnern wir uns im Nachhinein gerne an ein gemütliches Weihnachtsfest.

 

Haptisches Zeitempfinden

 

Besonders spannend: Nicht nur äußere Reize spiele eine Rolle für unser Zeitempfinden, sondern

auch innere. Ob Tastsinn, Temperatur, Muskelspannung, Herzschlagfrequenz oder Bauchgefühle: Sie alle werden in der sogenannten Inselrinde verarbeitet.

 

Dabei handelt es sich um nichts Geringeres als die Basis unseres Gehirns, in der auch Emotionen und Gedanken andocken. Gemeinsam bildet das die Momentaufnahmen des Selbsterlebens, die eng an unser Zeitbewusstsein gekoppelt sind.

 

Daraus ergibt sich: Je weniger wir uns spüren, desto rasanter vergeht die Zeit. Es lohnt sich also durchaus, Weihnachten bewusst zu entschleunigen, indem wir uns während der besinnlichen Tage auf uns selbst und unsere Wahrnehmung besinnen.

 

Liebe Leser und Kunden, wir wünschen Ihnen von Herzen, dass Sie die kommenden Festtage nicht im Zeitraffer, sondern ganz bewusst erleben, und verabschieden uns bis zum neuen Jahr. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

 

 

Autor: Richard Kastner

 

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