1949 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels gegründet, floriert die Frankfurter Buchmesse ungebrochen. Mit jährlich über 7.000 Ausstellern behauptet sie ihren Rang als größte Fachmesse weltweit. Das Ende des gedruckten Buches ist ebenso wenig in Sicht wie das Aussterben haptischer Kalender – im Gegenteil.

 

Während der Umsatzanteil der E-Books 2013 bei 3,9 Prozent lag, kletterte der Absatz bei den klassischen Buchhändlern im gleichen Zeitraum wieder um 0,9 Prozent. Die Zukunftsprognose der Branchenkenner: E-Books werden hierzulande maximal 25 Prozent des Gesamtumsatzes erreichen – eine Quote, die der US-Markt bereits seit Jahren unverändert verzeichnet.

 

Die Gründe liegen auf der Hand. In Zeiten flüchtiger, digitalisierter Information steigt der Wert des sinnlich real Erfahrbaren. Die Vorzüge des haptisch-visuellen Mediums sprechen Bände: Energiequelle – ob Stromanschluss oder Batterie – nicht nötig, technische Probleme – unbekannt. Die Inhalte sind sofort geladen und vorinstalliert, Browsen? Einfach vor- und zurückblättern ...

 

Der neue Spot zum IKEA-Katalog bringt diese Vorteile einer mit Händen greifbaren Informationsquelle auf den Punkt und sorgt mit parodistischem Stil für Viraleffekte.

 

Nicht weniger schlüssig und gespickt mit ironischen Seitenhieben auf digitale Jünger im Denglisch-Rausch war bereits der Bühnensketch von Dietmar Jacobs anlässlich der Henri Nannen Preisverleihung 2008 im Hamburger Schauspielhaus.

Vielleicht ein geistiger Pate für den IKEA-Spot?

Unter dem Motto „Print wirkt“ wurde ein Wettstreit zwischen Laptop und Tageszeitung inszeniert. Auf der Habenseite des Printmediums u.a. ultraflacher Bildschirm und Riesen-Display, automatisch gedruckte Inhalte, die „Knick- und Push-Funktion“ zum Verkleinern, Blättern statt Klicken ... Oder auch: Warum kompliziert, wenn es so einfach sein kann?

 

Eine Schlüsselfrage, die auch den Wert haptischer Kalender unterstreicht. Sie machen sicht- und greifbar, was sich normalerweise unserem Zugriff entzieht – die Zeit.

 

Ihre Dauer wird subjektiv empfunden – mal dehnt sich die Zeit, mal verfliegen die Stunden wie in einem Sog. Je älter wir werden, desto schneller scheint sich die Uhr zu drehen. Warum?

 

Forscher haben zwei Hauptgründe ausfindig gemacht: zum einen Emotionen –  gefühlte Zeit. Während beispielsweise Angst die verstreichende Zeit verlangsamt, bewirkt Glück das Gegenteil. Zum anderen die Informationsmenge, der wir ausgesetzt sind. Je höher die Reizintensität, desto mehr dehnt sich die Zeit – je weniger Reize wir verarbeiten müssen, desto gleichförmiger und damit schneller verrinnt die Zeit.


Unser Instrument, um gefühlte Zeit in den Griff zu bekommen, sind vorzugsweise die haptischen Papier-Kalender. Denn nichts vermittelt uns mehr Sicherheit als das, was wir in eigenen Händen halten.

 

Der Kalender – ob in der Hand, auf dem Schreibtisch oder an der

 

Wand – fängt die Zeit ein, verleiht ihr Struktur und Rhythmus, befreit sie aus der abstrakten und anonymen Dimension, die Outlook- oder Smartphone-Funktionen nicht bannen können.

Haptische Kalender geben der Zeit ein Gesicht, dem Auge und der inneren Uhr einen Halt. Und immer wieder bringen sie unsere Hände ins Spiel, machen real fassbar, was sonst nicht fassbar ist – beim Vor- und Zurückblättern im Timer, beim monatlichen Ritual des Umblätterns oder täglichen Abreißen, dem Versetzen der Zeitleiste, bei jedem Eintrag.

 

Alles ohne Strom oder Akku, ohne Drucker und Maus, rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr.

 

Auch in diesem Jahr lädt die Kalendergalerie der Frankfurter Buchmesse in der Via der Halle 3 zum Besuch. 2013 stellten 120 Verlage 1.200 Kalender vor – ein vielseitiges Spektrum für differenzierte Zielgruppen und Einsatzzwecke, spannende Einblicke in die Trends der Kalenderfotografie, für das Fachpublikum auch verbunden mit der Frage, wie sich vom wachsenden Kalendergeschäft profitieren lässt?

 

2014 markiert bereits die 33. Auflage der Kalenderausstellung, seit letztem Jahr lokalisiert im Herzen der Buchmesse. Ein weiteres eindeutiges Signal, dass der Komplementärtrend zu sinnlich-konkreten Instrumenten auch der Kalenderwelt eine neue Blütezeit beschert, statt von der digitalen Dimension aufgesogen zu werden.

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